Vortrag bei U13, 17.07.2009: Amateurfunk mit WLAN-Technik. Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes: Unterschied zwischen den Versionen

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** Privilegien mit der kostenfreien Nutzung weltweiter Kommunikationstechnik
 
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** gleichzeitig Digitalisierung der allgemeinen Funktechnik; Verschmelzung von Nachrichtentechnik und Informatik zu einer untrennbaren Einheit
 
** gleichzeitig Digitalisierung der allgemeinen Funktechnik; Verschmelzung von Nachrichtentechnik und Informatik zu einer untrennbaren Einheit
** Vernachlässigung der allgemeinen Funktechnik durch die Funkamateure
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** Vernachlässigung der allgemeinen öffentlich verfügbaren Funktechnik durch die Funkamateure
 
** gleichzeitig Verfügbarkeit von billiger und extrem leistungsfähiger drahtloser Funktechnik
 
** gleichzeitig Verfügbarkeit von billiger und extrem leistungsfähiger drahtloser Funktechnik
 
** dadurch die Frage danach, welche Rolle wir Funkamateure eigentlich noch haben
 
** dadurch die Frage danach, welche Rolle wir Funkamateure eigentlich noch haben
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== Der Amateurfunk ist nicht tot ==
 
== Der Amateurfunk ist nicht tot ==
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Es scheint so, und viele Leute meinen dies: Wer braucht schon noch Funkamateure? Wer braucht in Zeiten des Internet noch Amateurfunk? Immer wieder sind bei Ebay Amateurfunkgeräte günstig zu ersteigern, weil OMs ihre Stationen auflösen. Häufig stammt das Material aus Nachlässen, weil es einfach kaum jüngere OMs gibt, denen man Gerätschaften zur Weiterverwendung übergeben kann, wenn man seine Hobbytätigkeit beendet.
  
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Es bestehen also zwei Szenarien:
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* Es gibt generell kaum jüngere OMs
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* Es kommt kein Nachwuchs. Ich selbst bin seit 20 Jahren das jüngste Mitglied des U27.
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Warum ist das so? und ist das gut so?
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* Gleichzeitig engagieren sich tausende junge Menschen als Entwickler in OpenSource / Linux und haben Deutschland zum Linux-Musterland gemacht. In vermutlich keinem Land der Welt entsteht so viel Open Source und nirgendwo sonst ist OpenSource in den Unternehmen und in den öffentlichen Verwaltungen so akzeptiert.
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Das bedeutet: Es gibt sehr wohl kreative Leute in unserem Land, nur sie beschäftigen sich nicht mit Funktechnik. Das Wissen um drahtlose Kommunikation ist kaum verbreitet. Wissen um digitale Datenverarbeitung dafür um so mehr.
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Wie konnte es dazu kommen?
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* In de 80er Jahren haben sich Funkamateure als Funk-Elite in Abgrenzung zu CB positioniert. Man definierte sich über die massiv höhere genehmigte Sendeleistung, über Reichweiten, über all das, was der durchschnittliche CB-Mensch eben verstehen konnte. So habe ich das zumindest erlebt.
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* In den frühen 90ern begall das Packet Radio -Zeitalter. Man war wiederum Avantgarde, zumindest wer sich damit beschäftigte. Rechner waren trotzdem für die meisten Neuland und kaum einer hat den Blick über Windows hinaus gewagt. Ich bin provokativ: Bei den Rechnern und Betriebssystemen sind wir Funkamateure nicht viel weiter gekommen als die CB-Funker mit ihren FTZ-zertifizierten Geräten. Der Blick hinter die Kulissen war kaum für einen von uns angesagt. Doch genau das war das Feld, in dem sich die moderne Technik-Kultur am stärksten verändert hat: Natürlich hat sich mit den DSPs die Signalaufbereitung auch qualitativ geändert, aber hoppla, da sind wir ja bereits im Informatik-Bereich...!
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* Die Analogtechnik, Antennenbau, Verstärkerbau, Filter, NF-Signalqualität usw hat sich kaum verändert. Veränderungen sind überall dort, wo Signale digital produziert oder verarbeitet werden. Genau dort sind wir Funkamateure den Schritt nicht mitgegangen. Und so kann kaum einer von uns erklären, wie das gewöhnlichste Funkgerät der heutigen Zeit (=ein Handy) eigentlich funktioniert. Auch das zweitgewöhnlichste Funkgerät der heutigen Zeit, ein WLAN-Router, ist für die meisten von uns eine BlackBox. Und BlueTooth, ZigBee und alle weiteren Funkstandards sind ebenfalls kaum verstanden.
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Wir dürfen uns also nicht wundern, warum wir die jungen Menschen nicht mehr ansprehen können, denn auf die Frage "wie die Welt vonheute eigentlich funktioniert" haben wir keine Antworten!
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Die Privilegien, die wir genossen '''und nach wie vor geniessen''' scheinen im Zeitalter der FlatRates nichts mehr wert. Mit IP-Telefonie über UMTS-Handys mit Datenflatrate hat der Normalbürger eine günstigere und zugleich betriebssicherere Telekommunikationstechnik als wir es jemals bieten könnten. In Sachen "Nutzungskomfort" sind wir nicht mehr konkurrenzfähig.
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Was bleibt? Der Blick auf die Anfänge, und der ist sehr vielversprechend, denn er führt uns in die Zukunft: Zurück in die Zukunft.
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Ich behaupte, daß das Internet für den Amateurfunk ein Segen ist, denn durch die Abwanderung jener, die den Amateurfunk ohnehin nur benutzt haben, wächst die Gemeinde dieser Funkamateure, die sich tatsächlich für die Technik interessieren, enger zusammen.
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Wir haben allerdings ein Problem: Unser Hobby trägt den falschen Namen: Wenn wir den Amateurfunk nur dadurch definieren, was an Betriebsarten in den rechtlichen Vorschriften definiert ist, verstellen wir uns selbst den Blick auf die Zukunft: Ich mag CW selbst sehr gerne, aber Amateurfunk mit CW gleichzusetzen, und im Contest die betriebstechnische Edeldisziplin zu sehen, ist grundfalsch.
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Der Amateurfunkdienst wurde geschaffen, um interessierten Nicht-Profis einen rechtlichen Rahmen für Experimente aller Art zu geben, bei denen hochfrequente Abstrahlungen erfolgen können.
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* Wer würde bezweifeln, daß der Bau eines NF-Verstärkers etwas mit Amateurfunk zu tun hat? Also: Auch wer einen NF-Verstärker baut, ist im Amateurfunk zuhause.
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* Wer würde bezweifeln, daß der Selbstbau einer Triode etwas mit Amateurfunk zu tun hat? --> F2FO hat dies im Internet in einem wunderbaren Film dokumentiert. http://paillard.claude.free.fr/
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Eigentlich heißt unser Hobby anders: Angewandte Physik, Bereich Elektrotechnik, Schwerpunkt Nachrichtentechnik und Informationsübertragung, eng verbunden mit Völkerverständigung.
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Wir müssen also offen sein gegenüber neuen Entwicklungen und diese aufgreifen. Wir dürfen die Neugier nicht verlieren, die uns alle vor vielen Jahren dazu motoviert hat, auf die schwere Lizenzprüfung zu lernen. Wir müssen über die Technik hinaus das Interesse am Funkpartner darstellen, an der internationalen Gemeinschaft, die wir Funkamateure leichter und einfacher bilden können als viele andere Organisationen.
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Wenn wir uns auch heute noch fragen, was diese Welt im Innersten zusammenhält (zumindest in der Kommunikationstechnik), dann haben wir nach wie vor eine Berechtigung, und dann können wir nach wie vor den Menschen Antworten geben. Dann sind wir als weltweite Interessensgemeinschaft nach wie vor interessant und relevant.
  
 
== Amateurfunkdienst ist Experimentierfunkdienst ==
 
== Amateurfunkdienst ist Experimentierfunkdienst ==
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Amateurfunk ist dem Gesetz nach eine Plattform, auf der Experimente zur eigenen Weiterbildung stattfinden können. Es ist auch eine Plattform zum fachlichen Austausch. Er ist vom Gesetzgeber nicht vorgesehen als Plattform zum Austausch von Plattitüden oder all diesen schrecklichen Dingen, die man in den vergangenen Jahren auf den Relais (bes. Zugspitzrelais) hören konnte.
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Auch als Amateurfunkdienst befinden wir uns in einer Konkurrenzsituation um die Aufmerksamkeit der Menschen, und wenn wir diese Aufmerksamkeit gewinnen wollen, geht das nur über Inhalte und Niveau.
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== Das Projekt HAMNET ==
 
== Das Projekt HAMNET ==

Version vom 12. Juli 2009, 18:08 Uhr

1 Kernaussagen

  • Der Amateurfunk ist nicht tot

Die Entwicklung des Amateurfunks in den letzten 20 Jahren

    • Funk-Elite in Abgrenzung zum CB-Funk in den 80er Jahren
    • Privilegien mit der kostenfreien Nutzung weltweiter Kommunikationstechnik
    • gleichzeitig Digitalisierung der allgemeinen Funktechnik; Verschmelzung von Nachrichtentechnik und Informatik zu einer untrennbaren Einheit
    • Vernachlässigung der allgemeinen öffentlich verfügbaren Funktechnik durch die Funkamateure
    • gleichzeitig Verfügbarkeit von billiger und extrem leistungsfähiger drahtloser Funktechnik
    • dadurch die Frage danach, welche Rolle wir Funkamateure eigentlich noch haben
  • verbliebene Rolle: zurück zu den Anfängen und zur Definition des Funkdienstes: Experimentierfunkdienst
  • wichtiger denn je, denn die Kluft zwischen der Entwicklung und dem verfügbaren Wissen wächst
  • Amateurfunkdienst ist Experimentierfunkdienst
    • Amateurfunkdienst wurde vom Gesetzgeber geschaffen, um einen rechtlichen Rahmen für Experimente zu schaffen
    • Auch heute sind Experimente möglich, und nach wie vor interessant
    • Aus der Einheit von Informatik und Nachrichtentechnik ergeben sich völlig neue Anwendungsfelder
    • Die Einstiegshürde ist höher geworden: Man muß zwei Disziplinen beherrschen, wo früher eine ausreichend war. Dies gelingt nicht immer, und vor allem ältere Kollegen haben Probleme.
    • Durch die enorme Miniaturisierung kann man nicht mehr überall experimentieren, aber es ergeben sich neue Felder; häufig Informatik-getrieben
    • Durch die zunehmende Distanz von industriellem Wissen und allgemein verfügbarem Wissen entstehen Fragen und ein enormer Experimentierbedarf
  • Das Projekt HAMNET
    • Versuch, aufzuholen, Annäherung an moderne Technik
    • Konzept zur Neudefinition von digitalen Amateurfunknetzen
    • Schaffung einer leistungsfähigen und unabhängigen Infrastruktur

2 Der Amateurfunk ist nicht tot

Es scheint so, und viele Leute meinen dies: Wer braucht schon noch Funkamateure? Wer braucht in Zeiten des Internet noch Amateurfunk? Immer wieder sind bei Ebay Amateurfunkgeräte günstig zu ersteigern, weil OMs ihre Stationen auflösen. Häufig stammt das Material aus Nachlässen, weil es einfach kaum jüngere OMs gibt, denen man Gerätschaften zur Weiterverwendung übergeben kann, wenn man seine Hobbytätigkeit beendet.

Es bestehen also zwei Szenarien:

  • Es gibt generell kaum jüngere OMs
  • Es kommt kein Nachwuchs. Ich selbst bin seit 20 Jahren das jüngste Mitglied des U27.

Warum ist das so? und ist das gut so?

  • Gleichzeitig engagieren sich tausende junge Menschen als Entwickler in OpenSource / Linux und haben Deutschland zum Linux-Musterland gemacht. In vermutlich keinem Land der Welt entsteht so viel Open Source und nirgendwo sonst ist OpenSource in den Unternehmen und in den öffentlichen Verwaltungen so akzeptiert.

Das bedeutet: Es gibt sehr wohl kreative Leute in unserem Land, nur sie beschäftigen sich nicht mit Funktechnik. Das Wissen um drahtlose Kommunikation ist kaum verbreitet. Wissen um digitale Datenverarbeitung dafür um so mehr.

Wie konnte es dazu kommen?

  • In de 80er Jahren haben sich Funkamateure als Funk-Elite in Abgrenzung zu CB positioniert. Man definierte sich über die massiv höhere genehmigte Sendeleistung, über Reichweiten, über all das, was der durchschnittliche CB-Mensch eben verstehen konnte. So habe ich das zumindest erlebt.
  • In den frühen 90ern begall das Packet Radio -Zeitalter. Man war wiederum Avantgarde, zumindest wer sich damit beschäftigte. Rechner waren trotzdem für die meisten Neuland und kaum einer hat den Blick über Windows hinaus gewagt. Ich bin provokativ: Bei den Rechnern und Betriebssystemen sind wir Funkamateure nicht viel weiter gekommen als die CB-Funker mit ihren FTZ-zertifizierten Geräten. Der Blick hinter die Kulissen war kaum für einen von uns angesagt. Doch genau das war das Feld, in dem sich die moderne Technik-Kultur am stärksten verändert hat: Natürlich hat sich mit den DSPs die Signalaufbereitung auch qualitativ geändert, aber hoppla, da sind wir ja bereits im Informatik-Bereich...!
  • Die Analogtechnik, Antennenbau, Verstärkerbau, Filter, NF-Signalqualität usw hat sich kaum verändert. Veränderungen sind überall dort, wo Signale digital produziert oder verarbeitet werden. Genau dort sind wir Funkamateure den Schritt nicht mitgegangen. Und so kann kaum einer von uns erklären, wie das gewöhnlichste Funkgerät der heutigen Zeit (=ein Handy) eigentlich funktioniert. Auch das zweitgewöhnlichste Funkgerät der heutigen Zeit, ein WLAN-Router, ist für die meisten von uns eine BlackBox. Und BlueTooth, ZigBee und alle weiteren Funkstandards sind ebenfalls kaum verstanden.

Wir dürfen uns also nicht wundern, warum wir die jungen Menschen nicht mehr ansprehen können, denn auf die Frage "wie die Welt vonheute eigentlich funktioniert" haben wir keine Antworten!

Die Privilegien, die wir genossen und nach wie vor geniessen scheinen im Zeitalter der FlatRates nichts mehr wert. Mit IP-Telefonie über UMTS-Handys mit Datenflatrate hat der Normalbürger eine günstigere und zugleich betriebssicherere Telekommunikationstechnik als wir es jemals bieten könnten. In Sachen "Nutzungskomfort" sind wir nicht mehr konkurrenzfähig.

Was bleibt? Der Blick auf die Anfänge, und der ist sehr vielversprechend, denn er führt uns in die Zukunft: Zurück in die Zukunft.

Ich behaupte, daß das Internet für den Amateurfunk ein Segen ist, denn durch die Abwanderung jener, die den Amateurfunk ohnehin nur benutzt haben, wächst die Gemeinde dieser Funkamateure, die sich tatsächlich für die Technik interessieren, enger zusammen.

Wir haben allerdings ein Problem: Unser Hobby trägt den falschen Namen: Wenn wir den Amateurfunk nur dadurch definieren, was an Betriebsarten in den rechtlichen Vorschriften definiert ist, verstellen wir uns selbst den Blick auf die Zukunft: Ich mag CW selbst sehr gerne, aber Amateurfunk mit CW gleichzusetzen, und im Contest die betriebstechnische Edeldisziplin zu sehen, ist grundfalsch.

Der Amateurfunkdienst wurde geschaffen, um interessierten Nicht-Profis einen rechtlichen Rahmen für Experimente aller Art zu geben, bei denen hochfrequente Abstrahlungen erfolgen können.

  • Wer würde bezweifeln, daß der Bau eines NF-Verstärkers etwas mit Amateurfunk zu tun hat? Also: Auch wer einen NF-Verstärker baut, ist im Amateurfunk zuhause.
  • Wer würde bezweifeln, daß der Selbstbau einer Triode etwas mit Amateurfunk zu tun hat? --> F2FO hat dies im Internet in einem wunderbaren Film dokumentiert. http://paillard.claude.free.fr/

Eigentlich heißt unser Hobby anders: Angewandte Physik, Bereich Elektrotechnik, Schwerpunkt Nachrichtentechnik und Informationsübertragung, eng verbunden mit Völkerverständigung.

Wir müssen also offen sein gegenüber neuen Entwicklungen und diese aufgreifen. Wir dürfen die Neugier nicht verlieren, die uns alle vor vielen Jahren dazu motoviert hat, auf die schwere Lizenzprüfung zu lernen. Wir müssen über die Technik hinaus das Interesse am Funkpartner darstellen, an der internationalen Gemeinschaft, die wir Funkamateure leichter und einfacher bilden können als viele andere Organisationen.

Wenn wir uns auch heute noch fragen, was diese Welt im Innersten zusammenhält (zumindest in der Kommunikationstechnik), dann haben wir nach wie vor eine Berechtigung, und dann können wir nach wie vor den Menschen Antworten geben. Dann sind wir als weltweite Interessensgemeinschaft nach wie vor interessant und relevant.

3 Amateurfunkdienst ist Experimentierfunkdienst

Amateurfunk ist dem Gesetz nach eine Plattform, auf der Experimente zur eigenen Weiterbildung stattfinden können. Es ist auch eine Plattform zum fachlichen Austausch. Er ist vom Gesetzgeber nicht vorgesehen als Plattform zum Austausch von Plattitüden oder all diesen schrecklichen Dingen, die man in den vergangenen Jahren auf den Relais (bes. Zugspitzrelais) hören konnte.

Auch als Amateurfunkdienst befinden wir uns in einer Konkurrenzsituation um die Aufmerksamkeit der Menschen, und wenn wir diese Aufmerksamkeit gewinnen wollen, geht das nur über Inhalte und Niveau.



4 Das Projekt HAMNET